Sonntag, 15. Januar 2017

Was verdient ein Arzt im Krankenhaus?



So, jetzt mal Butter bei die Fische:

Was verdient man eigentlich so als Assistenzarzt?
Zahlt sich die ewige Warterei auf einen Studienplatz eigentlich aus?
Lohnt sich die elende Büffelei und der Stress in den Prüfungen?

Meine persönliche Antwort:
Wer mal richtig reich werden möchte, sollte heutzutage etwas anderes studieren.
Niemand wird mehr Arzt des vielen Geldes willen.

Aber: Wer wirklich Medizin studieren will und sich den Beruf aufgrund seines Interesses am Fach ausgesucht hat, wird nicht enttäuscht sein.

Und was Ärzte verdienen, ist weder ein gut behütetes Geheimnis, noch abhängig von Sympathien oder von den Einnahmen des jeweiligen Krankenhauses.
Jedoch gibt es Unterschiede zwischen kommunalen Krankenhäusern und Unikliniken, wie man der nachfolgenden Tabelle entnehmen kann, zu finden um Gehaltsrechner Öffentlicher Dienst:


Um zu wissen, in welche Gruppe man gehört, braucht man außerdem noch folgende Tabelle:




Was man dieser Tabelle NICHT entnehmen kann, ist die Entlohnung für 24-Stunden- und Wochenend-Dienste. Die ist jedoch tatsächlich abhängig vom Arbeitgeber:
- Je nach Dienstmodell wird die Dienstzeit als Arbeitszeit oder Bereitschaftszeit angesehen.
- Dienstzeit kann auch mit Freizeit ausgeglichen werden.
Dies sind Punkte, die vor Antritt einer Stelle im Krankenhaus erfragt werden können und sollen. Denn da gibt es große Unterschiede.

In jedem Fall ist es jedoch ein Grund zur Freude, nach Zeiten der 400-Euro-Jobs während des Studiums endlich ein ordentliches Gehalt auf seinem Konto vorzufinden.
Das sich auch jährlich wie von selbst erhöht.
Allerdings: Genauso wie das Gehalt steigen auch Ansprüche und Lebenshaltungskosten. Und während man anfangs noch garnicht weiß, wohin mit dem ganzen Geld, erledigt sich dieses Problem "zum Glück" ziemlich schnell ganz von selbst. ;)

Alltag?

Früh aufstehen, nachdem du schlecht geschlafen hast.
Zu spät in die Frühbesprechung stürzen, weil du im Stau standest.
Mürrischer Chef - gelangweilte Kollegen.

 Das kennt sicher jedes Mitglied der arbeitenden Bevölkerung!

 Und dann nimmt der Arbeitsalltag seinen Lauf:
Aufnahmen, Entlassungen, Visite, Arztbriefe, Untersuchungen, Telefonate.

Einerseits: bekannte Routine
Andererseits: immer wieder das Gefühl, du solltest dich NOCH besser auskennen, du musst diesen Sachverhalt schon wieder nachlesen, beim Oberarzt nachfragen.

 Immer noch ein Job wie jeder andere.

Und dann kommt der Moment,... 

...in dem du nachts im Dienst das fünfte Mal geweckt wirst, diesmal aber nicht so sanft, sondern mit den Worten: "Schnell - Kreißsaal - Bradykardie", du rennst mit wirren Haaren und Kissenabdruck im Gesicht zu der Patientin im Kreißbett und hörst schon von weitem das viel zu langsame Tock.....tock....tock.... der kindlichen Herztöne. Ein Moment, in dem du hellwach sein musst, denn hier hast du nie ausreichend Routine.

...der Moment, in dem du die Notsectio erfolgreich durchgeführt hast und das schreiende Menschlein an die Anästhesie übergeben darfst. Immer wieder ein unfassbarer Moment: Nachlassende Anspannung, Dankbarkeit und Freude über den guten Ausgang dieser Komplikation.

 ...der Moment, in dem du die Patientin bei einer schwierigen Geburt betreut hast und das Kind endlich da ist: Teilzuhaben zu dürfen an dem wichtigsten und berührendsten Moment im Leben der frischen Eltern.

 Aber auch der Moment,... 

...in dem du der Patientin, die kaum älter ist als du selbst, die Diagnose "Brustkrebs" überbringen musst. Kaum zu beschreiben, wie schwierig es ist, die Patientin die innere Ohnmacht im Angesicht dieser Diagnose nicht spüren zu lassen, durch kompetentes Auftreten beruhigend zu wirken. Nicht im Mitleid zu versinken, sondern positiv, aber dennoch realistisch, mögliche Therapieoptionen aufzuzeigen.

...der Moment nach durchgeführter Chemotherapie und Operation der mittlerweile gut bekannten Patientin, in dem du den pathologischen Bericht mit dem Ausdruck "Komplettremission" in der Hand hälst und der Patientin die gute Nachricht überbringen darfst, dass die Chemotherapie gut angeschlagen hat, dass sie geheilt ist. In deiner Erleichterung musst du dich beherrschen, der Patientin nicht um den Hals zu fallen - denn du bist trotz allem "nur" der Arzt.

 In diesen Momenten wird dir bewusst, dass es nicht IRGENDEIN Job ist, den du hier machst. Dass sich das unglaublich lange Studium gelohnt hat, nach einer Wartezeit, die sich hingezogen hat wie Kaugummi. Dass es nie zu spät ist, Medizin zu studieren. Diese Augenblicke sind jede Minute eines stressigen Dienstes wert, rechtfertigen jede Party, die du im Studium verpasst hast, um zu lernen und jeden Moment der Enttäuschung, wenn du wieder einen Ablehnungsbescheid im Briefkasten findest. Denn diese Augenblicke wirst du irgendwann erleben! Und sie werden dich entlohnen für viele Monate des Wartens und dir eine größere Zufriedenheit verschaffen als ein Millionen-Gehallt. ;)

Also mach euch jeden Tag bewusst: auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt - ihr seid auf dem richtigen Weg!