Donnerstag, 28. August 2014

Auszug aus dem Medizinertest

War jemand von Euch beim Medizinertest?
Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

Der TMS = Medizinertest ist ein freiwilliger Test, an dem Abiturienten teilnehmen können, um ihre Chancen auf einen Medizinstudienplatz zu verbessern.
Es gibt spezielle Vorbereitungsunterlagen für diesen Test, die nicht preiswert, aber dafür hilfreich sind.

Wer einen Auszug mit 15 Fragen aus dem TMS lösen möchte, kann das unter diesem Link tun:

Was haltet ihr von den Fragen?



Montag, 25. August 2014

Empfehlung für "Möchte-gern-Mediziner" ;)

...hört sich vielleicht böse an, gemeint sind aber alle, die noch auf ihren Studienplatz warten! (= Möchte-gern-/Hoffentlich-bald-eeeendlich-Mediziner) <= war ich auch mal! ;)

Ich habe hier einen kleinen Trost / einen interessanten Link für Euch:

Ein Blog über´s Warten auf den Studienplatz. Und was man in der langen langen Zeit alles anstellen kann. :)

https://www.thieme.de/viamedici/vor-dem-studium-2-23424/a/willkommen-zu-jolies-blog-23431.htm


Liebe Möchte-gern-Mediziner, ich weiß, wie ihr euch fühlt, wie lang die Zeit werden kann, wie unfair das ganze System ist und wie gemein, dass ihr euren großen Traum nicht endlich verwirklichen könnt.
Gebt nicht auf - das Warten lohnt sich. Arzt seid ihr danach noch Euer ganzes Leben! :)

Mittwoch, 13. August 2014

Famu... was?

Sitzt eine kleine Krankenpflegeschülerin alleine im Schwesternzimmer und träumt vor sich hin.
Da klingelt das Telefon. Sie geht dran. Eine fremde Stimme fragt: "Haben Sie die Famulantin irgendwo gesehen?"
... PAUSE ...
"...ähm...Nein?"

Die kleine Krankenpflegeschülerin war ich, vor ungefähr 10 Jahren. Damals habe ich das Wort "Famulantin"das erste Mal gehört, und weil ich keine Ahnung hatte, wie eine Famulantin aussieht, konnte ich auch keine gesehen haben... logisch, oder?
Damals wusste ich noch nicht, dass ich in den nächsten Jahren selbst mehrmals den vielsagenden Titel "Famulantin" tragen werden darf. Und zwar NUR Famulantin - ohne Namen.
Abzugrenzen von PJlern, das sind die anderen Studenten, die auf der Station und im OP rumlaufen - auch ohne Namen, aber dafür schon mit ein bisschen Ahnung und weniger peinlichen Auftritten.

Famulatur - das ist ein klinisches Praktikum als angehender Arzt, deshalb idealerweise nicht zu vergleichen mit dem Krankenpflegepraktikum in der Vorklinik.
Das erste Mal, dass ihr nach dem Physikum direkten Patientenkontakt habt, euch in Euren Kittel schmeißt, Euer Stethoskop benutzt (mit den Oliven nach vorne gerichtet, sonst gibt´s strafende Blicke ;))... Da warten eine ganze Menge Fettnäpfchen, Momente voller Ahnungslosigkeit und Wünsche nach dem Verkriechen-in-ein-Mauseloch auf Euch!
Aber tröstet Euch - es geht allen so! Wie sind anfangs einfach ein hilfloses Etwas im Kitteln, mit nichts als einem bisher unbenutzten Stethoskop und einem Physikum in der Tasche - was uns aber auch nicht weiterhilft. Wie auch?! Nach dem Zitronensäurezyklus wird in der Chef-Visite garantiert nicht gefragt! Mit dem Anatomie-Wissen allerdings könnt ihr Plus-Punkte sammeln, zumindest im OP. Da werden dann die Strukturen, die wir fein säuberlich im Präp-Kurs freigelegt haben, in kleinstem Ausschnitt und blutig-fransiger Umgebung präsentiert. Ein wenig Phantasie kann also nicht schaden.

Ich möchte die Famulaturen aber nicht schlimmer darstellen, als sie sind. Je nachdem, wo ihr landet, braucht ihr ein dickes Fell, könnt aber auch jede Menge Spaß haben.
Großes Ziele und Erfolgserlebnisse, die auf euch warten, sind:
1. Blutabnehmen
Damit könnt Ihr euch richtig beliebt auf Station machen. Wenn Ihr das gut könnt, nehmt ihr den Assistenten Arbeit ab und erhaltet Lob von den Patienten. Und wenn Ihr den Kram hinterher wegräumt und die Blutröhrchen ungefragt ins Labor bringt, seid Ihr die Lieblinge der Schwestern!
2. Zugänge legen
Das ist schon was für Fortgeschrittene. Wenn das mit dem Blutabnehmen gut klappt, versucht Euch mal an einer Viggo. Sinnvoll ist es, das Legen vorher an einem festgeklebten Infusionsschlauch zu üben, falls sich kein mutiger schmerzfreier Assistent zur Verfügung stellt!
Ein Tipp vorab:
Blutabnehmen immer eher zentral (Ellenbeuge),
Zugänge legen immer eher peripher (Handrücken)
Falls ihr das gut hinbekommt, und den Patienten vor einer geplanten OP eine schöne dicke Viggo auf den Handrücken legt, lieben euch auch die Anästhesisten!

Wie kann ich mich noch auf meine erste Famulatur vorbereiten? Ausrüsten!
Gut ausgestattet seid Ihr mit:
- festen Schuhen
- Untersuchungsmaterial: mindestens Stethoskop, Augenlampe und Reflexhammer
- sinnvoll ist ein Medikamenten pocket Buch für die Kitteltasche, dann könnt Ihr nachschauen, falls ihr ein Medikament nicht kennt und lernt dabei ganz entspannt klinische Dosierungen
- Stauschlauch: zum Blutabnehmen, die Schwestern rücken ihre nicht gerne raus. Aber gut drauf aufpassen oder Namen drauf schreiben, die verschwinden nämlich oft auf unerklärliche Weise
- Klebepflaster in der Tasche (braucht man irgendwie ständig)

Was immer gut kommt:
- auf Station viel fragen (!), auch "blöde" Fragen (wenn ihr im OP seid, am besten bei den Assistenten vorher erkundigen, ob der Operateur Fragen während der OP mag oder nicht)
- während der Visite Verbandsmaterial oder Handschuhe mitnehmen und anreichen
- wenn ihr nichts zu tun habt, einfach fragen, wie ihr helfen könnt
- immer schön die Hände desinfizieren
- sich selbstständig und freundlich bei allen vorstellen (auch bei den Schwestern, vor allem bei OP-Schwestern!)

Wie ihr euch ganz easy unbeliebt machen könnt:
- Minirock unterm Kittel, kombiniert mit Pumps und offenen Haaren
- bei der Chefvisite als erster ins Zimmer stürmen
- sich nicht als "Student" bei den Patienten vorstellen
- bei der Assistenz im OP ohne Pause von der Party am Wochenende quatschen

Fällt euch auch noch was ein?? Vielleicht ergänze ich demnächst noch! :)

Noch ein paar Formalitäten zur Famulatur:
Gefordert werden 4x1 Monat Famulatur, davon 1 Praxisfamulatur und 1 Wahlfamulatur (die man auch gerne im Labor verbringen darf => z.B. wenn man an seiner Doktorarbeit sitzt!)
In welchen Fachrichtungen ihr famuliert, ist euch überlassen.
Falls Ihr schon 100% wisst, wo ihr später arbeiten wollt, könnt ihr natürlich mindestens 1 Famulatur dort verbringen, das kommt bei der Jobsuche später auf jeden Fall gut!
Als ich mich in der Gynäkologie beworben habe und erklärt habe, dass ich mich erst im letzten Semester für dieses Fach entschieden habe, und deshalb "nur" das PJ-Wahlfach dort verbracht habe, wurde ich schon etwas fragend angeschaut. (Hab den Job aber trotzdem bekommen.)
Falls ihr euch noch alle Möglichkeiten offen halten wollt, gibt es vor allem 2 sinnvolle Möglichkeiten, Eure Famulaturen zu sortieren:
1. für Vorsichtige:
Wähle ein Fach, dass du im vorhergehenden Semester hattest. Davon hast du noch am meisten Ahnung, hast womöglich auch ein Fachbuch und die Ausrüstung und schmeißt dich nicht ganz ins kalte Wasser. (Das war immer MEIN Vorgehen.)
2. für Mutige:
Schaue dir an, welche Fächer du im nächsten Semester hast. Wenn du dich durch die Famulatur wurschtelst, kannst du dafür in den Semesterprüfungen glänzen.

Egal, wo ihr landet - es ist Eure Chance, endlich klinisches Wissen anzuhäufen!
Geht in die Famulatur nicht mit der Einstellung, dort Großartiges leisten zu müssen - sonst enttäuscht Ihr euch nur selbst!
Sinn der Sache ist es, Erfahrungen zu sammeln. Dafür dürft Ihr auch ruhig die Hilfe der Ärzte beanspruchen, lasst euch nicht als billige Arbeitskraft benutzen.
Wenn Ihr bei einer Pleurapunktion zuschauen oder sogar assistieren dürft, müssen die Blutabnahmen eben warten.
Scheut euch nicht, Fragen zu stellen und Untersuchungen selbst durchzuführen.
Wenn Ihr Interesse zeigt, macht Ihr euch überall beliebt, werdet mit einbezogen und habt auch noch Spaß an der Sache!

Ein kleiner Tipp zur Frage "Uniklinik oder kleines Dorfkrankenhaus"?
An der Uniklinik seht ihr viele spezielle Fälle, seltene Krankheiten und unterschiedliche Ausprägungen, das ist vielleicht etwas für die 4. Famulatur, wenn Ihr schon ein paar Basics wisst und könnt. Dort tummeln sich mit Euch auch jede Menge andere Studenten, und da werden die Ellenbogen ausgefahren, wenn es um die Assistenz bei einer interessanten OP geht.
In einem kleinen Krankenhaus, wo ihr vielleicht der einzige Famulant seid (und die Krankenpflegeschüler noch nicht einmal wissen, WAS ihr seid), fühlen sich die Ärzte geehrt und berufen, Euch eine interessante Zeit zu bescheren. Dann dürft ihr in familiärer Atmosphäre bei 10 Splenektomien die erste Assistenz sein! :)


Dienstag, 12. August 2014

Gibt´s hier denn keinen richtigen Doktor...?!

Das bekommt jeder Arzt mal zu hören, der es wagt, ohne "Dr." auf dem Namensschild vor einen Patienten zu treten...
Ist diese Frage gerechtfertigt?
Ist man mit einem Doktortitel ein besserer oder "richtigerer" Arzt?

Aus Sicht der Patienten:
Doktor = Arzt, selbst wenn kein Doktortitel vorhanden.
Da habe ich direkt ein paar lustige Erlebnisse zu diesem Thema (keine Witze, die sind wirklich passiert):
1.
Die junge Ärztin kommt ins Zimmer einer Patientin.
"Schwester, können Sie mal bitte das Fenster schließen? - Und wissen Sie was?? Heute morgen wurde ich vom DOKTOR gewaschen!!! Macht Ihr das hier so?"
"Nein, Frau M., das war der Pfleger."
2.
Mein Freund (Geograph) erzählt seiner Oma, dass er jetzt an seiner Promotion arbeitet.
"Promo....was?!" - "Promotion, Oma. Ich mache meine Doktorarbeit!"
"Waaas? Junge, jetzt willst du auch noch ARZT werden?!"
...
Mal ehrlich, zweifelt Ihr an der Kompetenz eines Arztes, wenn am Türschild nicht "Dr..." steht?
Viele tun das, ich nicht mehr - seit ich weiß, was hinter dieser ominösen Doktorarbeit steht.

Aus Sicht der "richtigen" Wissenschaftler:
Seien wir mal ehrlich - die medizinische Doktorarbeit genießt nicht gerade höchstes Ansehen in der Welt der Wissenschaft. Und das hat auch seine Gründe.
Während ein "richtiger" Wissenschaftler (Biologe, Chemiker,...) nach seinem Uni-Abschluss 3-4 Jahre im Labor hocken muss mit vollen Arbeitstagen und halbem Lohn, seine Ergebnisse alle paar Wochen vor mehreren Gremien vorstellen muss und bibbern muss, dass nicht jemand anders vor ihm den neu erforschten Sachbestand veröffentlicht, hat der Medizinstudent schon während des Studiums die Möglichkeit, zwischen 2 Kursen in sein kleines Büro in der Klinik zu schlurfen, Messwerte / Untersuchungsbefunde /... in eine Tabelle einzugeben, dann schreibt er nach 3 Monaten etwas Schönes dazu und darf das Ganze dann seine Doktorarbeit nennen.
Bitte nicht falsch verstehen - ich möchte dieses Vorgehen nicht schlecht machen, ich bin ja selbst Mediziner, und teilweise treten durch diese Doktorarbeiten ja auch wichtige neue Kenntnisse zutage. Es gibt meiner Meinung nach auch wichtige Gründe, warum uns Medizinern das "Rumdoktern" so einfach gemacht wird.
Außerdem sagte ich eben, der Medizinstudent "hat die Möglichkeit", das Ding innerhalb von 3 Monaten neben dem Studium einzutüten - es gibt auch andere Varianten, die ich Euch jetzt vorstelle:

Ich darf aus meinem geliebten "DocCheck Flexikon" zitieren (ein wichtiges Hilfsmittel zum Lernen und Nachschlagen übrigens):

Unter einer Promotion (lat. für "Beförderung") versteht man das Erlangen des höchsten akademischen Titels, dem "Doktor". Dafür notwendig ist das Schreiben einer sogenannten Dissertation (kurz "Diss"), einer wissenschaftlichen Arbeit, sowie dessen mündliche Verteidigung, die Disputation. Eine Besonderheit des Faches Humanmedizin ist, dass im Gegensatz zu anderen Studienfächern, mit der Doktorarbeit schon während des Studiums begonnen werden kann. Eingereicht werden kann die Arbeit jedoch erst nach abgeschlossenem Studium.
Bei Doktorarbeiten unterscheidet man grob in drei verschiedene Kategorien, die unterschiedliche Schwerpunkte haben und daher auch unterschiedliche Zeitansätze haben.

2.1 Experimentelle Doktorarbeit

Darunter versteht man eine Doktorarbeit, bei der neue Erkenntnisse durch Experimente, meist in einem Labor, zustande kommen. Eine experimentelle Doktorarbeit gilt als eher zeitaufwändig, da man sich erst in die entsprechenden Labormethoden einarbeiten muss, sowohl theoretisch als auch praktisch, um überhaupt verwertbare Ergebnisse zu erzielen. Auch kann sich nicht nur die Einarbeitungszeit hinziehen, auch dauert die Phase der Datenerhebung meist relativ lange, da größere Versuchsreihen notwendig sind. Dazu kann es seien, dass man zu gewissen Zeiten zuverlässig im Labor seien muss, um z.B. eine PCR entsprechend zu beenden und auszuwerten.
Der genaue Umfang einer experimentellen Doktorarbeit ist aber auch sehr von der entsprechenden Fragestellung und dem Thema abhängig. Es bietet sich an, beim Doktorvater vorab zu erfragen, in welchem zeitlichen Rahmen (seiner Meinung nach) sich die Arbeit bewegen wird. Auch gibt es teilweise experimentelle Arbeiten, die Tierversuche beinhalten, was zarte Gemüter abschrecken kann. Im Zweifelsfall vorab fragen.
Anmerkung der Redaktion: Hierfür legen die meisten Studenten ein oder mehrere Urlaubssemester ein, während der sie unbezahlt im Labor an ihrer Arbeit basteln. Ihr könnt Euch vorstellen, diese Variante entspricht schon eher den kritischen Vorstellungen der Wissenschaft! Wer mal an einer Uniklinik arbeiten möchte, tut gut daran, sich eine Experimentelle Doktor-Arbeit zu suchen, oder anders herum: Wer eine Experimentelle gemacht hat und sich dann an der Uniklinik bewirbt, sammelt Plus-Punkte! Es ist auch meist nicht schwierig, an solch eine Doktorarbeit heranzukommen. Weil die meisten Studenten/Ärzte einfach nur auf den Titel aus sind und die Arbeit dafür in Grenzen halten möchten, bekommt man solche aufwendigen Aufgaben hinterhergeschmissen. (leicht übertrieben!)
2.2 Klinische Doktorarbeiten
Hier kommt man eher in Patientenkontakt, aber auch Laborbesuche sind nicht auszuschließen. Es geht darum, wissenschaftliche Erkenntnisse anhand klinischer Untersuchungen zu bekommen. Eine typische Fragestellung wäre also z.B., ob eine bestimmte Ernährungslösung bei Sepsispatienten ein besseres Überleben nach sich zieht als die bisherige Standard-Ernährungslösung.
Vom zeitlichen Umfang kann man nichts definitives sagen, jedoch kann sich auch hier die Phase der Datenerhebung langwierig gestalten, wenn die Fragestellung sehr speziell ist und wenige Patienten für eine Teilnahme in Frage kommen.

2.3 Statistische Doktorarbeiten

Klassische Akten-Wälzerei ist hier möglicherweise angesagt. Teilweise ist die Datenerhebung schon abgeschlossen, weil auf bereits vorhandene Daten (z.B. Krebsregister) zurückgegriffen wird. Der zeitliche Umfang einer statistischen Doktorarbeit hält sich meist in Grenzen, dafür ist es ein anderes Arbeiten als z.B. im Labor. Die statistische Betrachtung und Überlegung zur ganzen Arbeit nimmt einen gewissen Zeitanteil in Anspruch, Fehler die man hierbei macht, können sich später sehr stark rächen.
Ihr seht, es gibt da verschiedene Ansätze. Um nochmal darauf zurück zu kommen, warum es gerechtfertigt ist, es den Medizinern mit der Dr-Arbeit so leicht zu machen:
Na, weil die Patienten es ERWARTEN! Die WOLLEN einen RICHTIGEN Doktor vor sich stehen haben. Das ist die eigentliche Motivation der meisten Mediziner, nicht unbedingt die wissenschaftliche...
Gut, es gibt auch Mediziner, die gerne mal in die Wissenschaft hereinschnuppern und sogar Spaß daran haben. Schließt sich ja auch nicht aus, wissenschaftlich UND klinisch tätig zu sein.
Aber sind das die besseren Ärzte? 
Ich denke, nachdem Ihr wisst (falls ihr es vorher noch nicht wusstet), was hinter der Doktorarbeit steckt, geht auch Ihr ohne schlechtes Gefühl im Bauch zu einem Arzt (nennen wir ihn Robert Müller), der keinen Doktortitel an der Tür stehen hat.
Robert ist dann einer von denen, die ihr Studium durchgezogen haben, ohne einen kleinen Abstecher in die Wissenschaft zu machen. Ok, vielleicht hätte Robert mal ein bisschen über seinen Tellerrand hinausschauen können - nicht so engstirnig vor sich hin büffeln, sich mal näher mit einem Thema beschäftigen - das tut mal ganz gut. Aber ein schlechterer Arzt als Dr. Waldemar Schmitz nebenan ist er nicht! Vielleicht hat er sogar ein besseres Examen gemacht - wer weiß das schon?? Das steht nämlich nicht auf dem Schild! Und ob Waldemar herausgefunden hat, dass der Chemokin-Rezeptor CXCR3 beim Astrzytom Grad XXX besonders stark exprimiert wird, das hilft ihm auch nicht bei der Wahl des Antibiotikums gegen meine Bronchitis.

So, sind wir uns über eines einig - auch wenn es "unsinnig" ist, ein Doktortitel als Arzt kann nicht schaden.
Der nächste Punkt ist, Ihr müsst euch darüber klarwerden, ob Ihr eine Labormaus seid und gerne 1-2 Semester über Euren Experimenten brütet, oder ob ihr eine klinische oder statistische Arbeit verfassen wollt. 

Wie kommt Ihr jetzt an diese Arbeiten? oder Wie werde ich Doktorand?
=> Suche Dir einen "Doktorvater" oder eine "Doktormutter"!
Meist ist es leider kein effektiver Ansatz, sich selbst ein Thema zu überlegen und damit auf Suche nach dem Doktorvater zu gehen. Auch wenn man sich besonders für das Thema interessiert und schon viel Ahnung hat - das Ziel des Doktorvaters ist es, etwas zu veröffentlichen.
Und was sich gerade gut veröffentlichen lässt, wissen die Professoren selbst am besten. Vielleicht arbeiten sie schon seit längerem mit einer Arbeitsgruppe an einem bestimmten Thema und suchen gerade Verstärkung.
Es gibt da vor allem 2 vielversprechende Möglichkeiten:
1. Schaue auf der Seite der Fachschaft vorbei. Viele Profs/Oberärzte/Doktorväter/Arbeitsgruppen geben dort Doktoranden-Gesuche ab. Meist steht dort eine kurze Beschreibung des Themas, vielleicht auch des Umfangs, oder ihr könnt "herauslesen", ob es sich um eine experimentelle/statistische/klinische Arbeit handelt. Wenn euch etwas interessiert - meldet Euch schnell dort, bevor das Thema weg ist!
2. Werde selbst aktiv! Meist sind die Oberärzte einer Uniklinik diejenigen, die aktiv Forschung betreiben und klinische oder statistische Doktorarbeiten vergeben und beaufsichtigen. Melde dich bei dem Oberarzt deines Vertrauens oder dem Fach deines Interesses und frage einfach nach, ob noch jemand gebraucht wird oder etwas ansteht. Solltest du Interesse an einer Experimentellen haben, schaue auf Seiten der Institute nach, dort sich manchmal Doktoranden-Stellen ausgeschrieben, oder du meldest Dich einfach dort und fragst nach.
Sagen wir es mal so - ich kenne keinen Studenten, der eine Doktor-Arbeit machen wollte und keine bekommen hat! :) Nur wer spezielle Vorstellungen hat, muss womöglich etwas länger suchen.

Ich hoffe, das Thema hat den ein oder anderen von Euch interessiert. Freue mich über Feedback, Anregungen und Meinungen.

Und allen, die demnächst mit der Dissertation starten, wünsche ich:
Viel Spaß beim Herum-Doktern! 


Montag, 21. Juli 2014

News: Medizin studieren mit mittelmäßigem Abi-Schnitt?

Schaut mal, was ich gerade gefunden habe.

...eine Chance für Abiturienten mit schlechtem Abi und reichen Eltern?
...Medizin an der FH?
Was haltet ihr davon?

Passend dazu: Lasst mich rein, ich kann Arzt!
Ein Erfahrungsbericht von Lea, 22, einer Abiturientin, die über verschiedene Wege versucht, einen Studienplatz für Medizin mit einem 2,4-Abi zu bekommen.
Besonders interessant finde ich die Frage:
"Können mittelmäßige Abiturienten keine guten Ärzte werden?"
...meine Meinung dazu kennt Ihr ja.
"Ich frage mich, ob sie tatsächlich nicht daran glauben, dass ein mittelmäßiger Abiturient das Studium schaffen kann, oder ob es doch günstiger und bequemer ist, ausschließlich nach der Durchschnittsnote zu gehen."
...aus meiner Erfahrung als mittelmäßiger Abiturient kann ich sagen: ganz eindeutig zweiteres!

Und hier noch ein Artikel über den TMS (Test für Medizinische Studiengänge, der "Medizinertest"), der erst abgeschafft wurde und mit dem heutzutage die Chancen auf einen Studienplatz verbessert werden können:
...meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung, obwohl natürlich ein einzelner Test keinen repräsentativen Vorhersagewert in Bezug auf ein mehrjähriges Studium hat!
Wer mal in den Test reinschauen möchte, kann das hier:
Ihr Lieben, hat diesen Test jemand von Euch gemacht und kann darüber kurz berichten?
Was haltet Ihr davon?


Mittwoch, 25. Juni 2014

Facts

Liebe Medizin-Interessierte,
...Ihr macht demnächst Abitur?
...Möchtet das Studienfach wechseln?
...wollt Euch einen großen Traum erfüllen?
aber wisst vielleicht nicht, ob das Medizinstudium das Richtige für Euch ist?
Dann möchte ich Euch gerne mit ein paar Facts weiterhelfen, die euch die Entscheidung vielleicht erleichtern oder Euch bestärken. :)

Eine sehr hilfreiche Homepage (sowohl vor als auch im Studium) ist diese hier:
https://www.thieme.de/viamedici/index.htm
Hab unter anderem dort folgende Infos für Euch gesammelt:

Was fragt man sich, wenn man sich für ein Studienfach interessiert und sich gerne bewerben möchte?

1. Wo kann ich Medizin studieren?

Medizinische Fakultäten gibt es in Deutschland sehr viele.
Wer in Österreich oder in der Schweiz studieren möchte, sollte wissen, dass es dort einige Unterschiede zu deutschen Unis gibt.
Auf der Thieme-Seite findet Ihr zu verschiedenen Ländern, aber auch zu den Unis in Deutschland, Erfahrungsberichte.
Hier z.B. findet Ihr zusätzliche Infos zur Uni Bonn: 
https://www.thieme.de/viamedici/mein-studienort-bonn-1578.htm
Oder Ihr schaut Euch ganz einfach die Homepages der Unis an.

Zu beachten ist, dass der NC an den verschiedenen Unis variiert, aber auch der Aufbau des Studiengangs. Dazu unten mehr.

Ich würde gerne später noch etwas mehr über Bonn als Studienort erzählen (wobei Ihr in den anderen Posts schon einiges darüber findet), deshalb hier nur die Kurzfassung:
Bonn ist eine tolle Stadt, sie bietet Kultur, schöne Altbauten, nette Cafés, die Rheinauen, Shopping-möglichkeiten, ein kleines aber buntes Nachtleben. Und wenn Ihr mal ne Extra-Portion Party oder Shoppen braucht, seid Ihr in 20 Minuten mit der Bahn in Köln.



Du willst Medizin studieren, suchst aber noch deine Traumuni? Hier kannst du dich durch die medizinischen Fakultäten in Deutschland, Österreich und Schweiz klicken.

Deutschland

Flagge Deutschland

Österreich

Flagge Österreich


Schweiz

Flagge Schweiz


Die Wahl des Studienortes bringt uns auch schon zur nächsten Frage:
2. Werde ich zum Medizinstudium zugelassen?
Hier kommt die "Stiftung für Hochschulzulassung" ins Spiel (früher ZVS), um die kommt Ihr nicht herum. Alle Plätze für Studienfächer, die zugangsbeschränkt sind, werden über diese Plattform vergeben.
Die Registrierung läuft über dieses Internetportal: http://www.hochschulstart.de
Die Vergabe von Studienplätzen ist ein ziemlich komplexes Thema, ich denke, da werde zeitnah einen Extra-Post zu machen!

Nur schonmal soviel: Ihr wisst, dass die Abi-Note eine Rolle spielt (der mysteriöse NC!)...
...also strengt Euch an.;)
Als Motivation könnt Ihr Euch hier schonmal die NC-Werte der vergangenen Semester anschauen:

http://www.hochschulstart.de/index.php?id=322
Aber nicht verzweifeln. Auch ohne Super-Abi müsst Ihr das Medizinstudium nicht komplett abschreiben, wie Ihr an mir seht. Die Möglichkeiten, trotz 2er oder 3er Durchschnitt trotzdem studieren zu können, würde ich dann auch gerne im Zulassungs-Post besprechen.
Kommen wir mal zum Inhaltlichen:
3. Wie lange dauert das Medizinstudium überhaupt?

Das Medizinstudium dauert in Regelstudienzeit 6 Jahre. Regelstudienzeit ist die Zeit, die Ihr braucht, wenn Ihr kein Semester wiederholen müsst...dann dauert´s nämlich länger.
Aufgebaut ist das Studium so:
1.-4. Semester: Vorklinik
- Physikum - wenn bestanden, dann:
5.-10. Semester (oder auch 1.-6. klinisches Semester): Klinik
nach der neuen AO (Approbationsordnung) kommt dann das - Schriftliche Examen -. 
1 Jahr PJ (Praktisches Jahr): mittlerweile nahezu an einer Klinik Deiner Wahl, dazu später mehr!
- mündliches Examen - =>geschafft! :)

Allerdings gibt es jetzt an vielen Unis den "Modellstudiengang". Dabei weicht der Plan etwas von dem oben beschriebenen ab, zum Beispiel fällt das Physikum weg und wird durch 5 "kleinere Prüfungen" ersetzt.
Ziel des Modellstudiengangs ist, Klinik und Praxis (also auch Vorklinik und Klinik) zu verknüpfen und damit das Lernen zu erleichtern. Hier werden keine einzelnen Fächer abgearbeitet, sondern die Organsysteme.
Da wir in Bonn keinen Modellstudiengang haben, kann ich sehr viel mehr leider nicht dazu erzählen, aber hier findet Ihr weitere Infos:
https://www.thieme.de/viamedici/vor-dem-studium-infos-zum-medizinstudium-1493/a/modellstudiengaenge-medizin-3737.htm

Ihr seht, es wird nicht langweilig!
Tatsächlich ist das Medizinstudium ein wirklich kurzweiliges Studium. Und wirklich sehr gut organisiert. Ihr habt nicht wie in vielen anderen Fächern das Problem mit Leerlaufzeiten, weil Ihr in bestimmte Kurse nicht reinkommt und am Ende so weit über der Regelstudienzeit seid, dass Ihr kein Bafög mehr bekommt. Schon im ersten Semester könnt Ihr die Stundenpläne und jeweiligen Fächer bis zum Examen anschauen! Super zum Planen von Nebenjobs oder Urlaub. :)


4. Gibt es außer dem Abitur andere Voraussetzungen für das Medizinstudium?

Ist es nicht das, womit man in der Schule das verhasste "Latein" angedreht bekommt?
"Aaah, du möchtest also Medizin studieren. Ja, dann würde ich aber zum Große Latinum raten!"
Und schwups, hat man eine tote Sprache an der Backe!
Ich wünschte mir, ich hätte damals Französisch gewählt. Damit könnte ich jetzt wesentlich mehr anfangen als den Satz "Ubi pus, ibi evacua!" zu übersetzen.
Keine Frage, Latein gelernt zu haben hat auch seine Vorteile. Viele europäische Sprachen lassen sich damit herleiten. Aber lasst Euch nicht veräppeln: Es ist keine Voraussetzung für´s Medizinstudium. Und auch keine große Hilfe. Das "medizinische Latein" haben auch die Nicht-Großes-Latinum-Kandidaten nach einem Kurs (den ALLE machen müssen) und ein wenig praktischer Anwendung drauf!
Etwas, worüber man sich eher Gedanken machen sollte, ist das Pflegepraktikum.
Der Nachweis darüber muss nämlich spätestens bei der Anmeldung des Physikum vorliegen.
Es ist garnicht so falsch, das 3 monatige Praktikum zwischen Abitur und Semesterbeginn (im Oktober) bereits einzuschieben. Ihr werdet sehen, in den Semesterferien seid Ihr mit Lernen, Arbeiten und Urlaub voll ausgelastet. Hier gibt´s weitere Infos zum KPP:
https://www.thieme.de/viamedici/vorklinik-pflegepraktikum-1503/a/krankenpflegepraktikum-fuer-medizinstudenten-3870.htm

Da 6 Jahre eine lange Zeit sind, wird sich wohl so mancher Abiturient ohne Millionärs-Eltern fragen:
5. Wie finanziere ich mein Studium?

Zunächst einmal die Ausgaben, die Euch im Studium erwarten:
- Sozialbeitrag (dazu später mehr), ggf. Studiengebühren
- Bücher
- eigene Wohnung/WG
- Lebensunterhaltungskosten

Man unterscheidet zwischen Studiengebühren und Sozialbeitrag:
Studiengebühren werden von den Ländern festgesetzt. Hier in NRW sind sie mittlerweile wieder abgeschafft worden (was ich wirklich mal für eine gute Entscheidung halte!).
Der Sozialbeitrag jedoch muss an jeder Uni zum Semesterstart bezahlt werden, und das ist auch ne sinnvolle Sache. Der Betrag pendelt ein bisschen, es sind so um die 200 Euro, aber dafür bekommt Ihr auch Euren Studentenausweis, den Ihr dann als ÖNV-Ticket benutzen könnt. Ich glaube, bei den meisten Unis hier in NRW wurde nach Abstimmung der Sozialbeitrag um 30 Euro erhöht und dafür gibt´s jetzt das NRW-Ticket. 
Und 200 Euro für 6 Monate lang pendeln in ganz NRW halte ich für ein Schnäppchen! :D

Aber auch das will bezahlt werden, und das Leben als Student ist nicht immer ganz so preiswert. Für manche Semester werden Bücher im Wert von 150 Euro gefordert. Ich würde sagen, über die Bücher-Sache schreibe ich später noch mal ausführlicher. Es gibt ja auch sinnvolle Dinge wie Bücherflohmarkt, Bibliothek usw.

Bei den meisten von Euch werden wahrscheinlich die Eltern für Euer leibliches und geistiges Wohl aufkommen. Für die, in denen das nicht der Fall ist, gibt es 2 Möglichkeiten:
1. Bafög:
Bafög beantragen kann erstmal jeder Student. Der Höchstsatz beträgt 650 Euro. Allerdings wird auch hier geprüft, wieviel Eure Eltern verdienen. Und dann wird veranschlagt, wieviel Ihr von Euren Eltern bekommen solltet und wieviel Bafög Euch zusteht. Das Bafög besteht zur einen Hälfte aus einem Darlehen, d.h. nach Uni-Abschluss, wenn Ihr Euren ersten Job habt, wird ein bestimmter prozentualer Anteil zurückgefordert. Das ist aber nicht die Welt! Die andere Hälfte des Bafög bekommt Ihr "geschenkt". :) Bitte berichtigt mich, wenn ich nicht mehr auf dem aktuellen Stand sein sollte. Hier gibts auch die "offiziellen" Infos dazu: http://www.bafoeg.bmbf.de
2. Minijobs:
Arbeiten gehen neben dem Studium ist eine häufig diskutierte Angelegenheit!
Contra: "Ich muss so viel lernen, will mich lieber darauf konzentrieren, um mein Studium nicht unnötig in die Länge zu ziehen!"
Pro: "Was soll ich denn sonst 2 Monate lang in den Semesterferien tun??"
Ich würde empfehlen, Euch das erste Semester anzuschauen, bis Ihr abschätzen könnt, wie Ihr mit dem Lernpensum zurecht kommt.
Nur soviel: Es ist nicht unmöglich, neben dem Medizinstudium zu arbeiten.
Gerade Medizinstudenten werden gerne für Nachtdienste im Krankenhaus oder im Schlaflabor eingesetzt, und wenn da nicht gerade die Hölle los ist, könnt Ihr auch in das ein oder andere Buch hineinschauen. 
Ich denke, dieses Thema ist auf jeden Fall noch ausbaufähig, aber damit Ihr unter den ganzen Infos nicht zusammenklappt, würde ich es erstmal dabei belassen und das nächste Mal über Bücher, WG-Suche, Studienorte schreiben... oder was immer Euch interessiert! Ich freue mich über Anregungen in Kommentaren oder Mails. :)


Mittwoch, 18. Juni 2014

Das böse P-Wort

"Noch ist es in weiter Ferne...", denkt sich der Medizinstudent an seinem ersten Tag in der Uni.
"Ich weiß, es wird kommen. Und ich habe nicht viel Gutes darüber gehört. Aber jetzt ist es noch ganz weit weg."
Es steht wie ein Berg am Horizont. Anfangs ist er noch ganz klein.
Und wer weiß...vielleicht verschwindet er ja, bevor ich dort bin!
Und doch weiß ich, dass es unausweichlich ist!

Der Weg dorthin scheint lang und teilweise steinig zu sein, man wird teilweise abgelenkt und ist sich der Anwesenheit des immer näher kommenden Berges nicht immer bewusst. Bis man davor steht.
Groß und mächtig wirkt er, und wir haben noch nicht einmal dafür gesorgt, uns eine Bergsteiger-Ausrüstung zu besorgen. Da wird es jetzt höchste Zeit!

Die Panik vor dem Unausweichlichen

Jeder, der sich für´s Medizinstudium einschreibt, weiß, dass er irgendwann kommen wird:
- Der Berg, der "Physikum" genannt wird
- Der Moment, in dem das erste Mal die Panik aufkommt, weil es gar nicht mehr lange hin ist
- Der Gedanke: "Das schaffe ich niemals bis zur Prüfung"
- Das Gefühl, alles und nichts zu wissen und jämmerlich zu versagen

Und doch kommt Ihr nicht drumherum! Denn ihr wollt es ja:
- Den Berg bezwingen
- Das Gefühl haben, den Studienplatz verdient und verteidigt zu haben
- Das Ende der Vorklinik
- Eine Riesen-Hürde gemeistert zu haben
- endlich "richtig" Medizin studieren können (echte Patienten, nette Prüfungen, Klinikalltag, Krankheiten lernen statt der Gluconeogenese)

Denn hinter dem Berg kommt das Schlaraffenland. Vorerst... dann kommt noch ein Berg. Der ist aber nicht mehr ganz so schlimm. Dann kommt noch ein Schlaraffenland. Und was danach kommt, weiß ich noch nicht :)

Aber Schlaraffenländer sind toll!
Deshalb findet Ihr euch damit ab, monatelang Bücher zu wälzen, Fragen zu kreuzen, nachts nicht schlafen zu können, regelmäßig in Panik zu verfallen, euch die Prüfungssituation immer und immer zu visualisieren und nachts davon zu träumen.

Ziel: dem Physikum diesen geheimnisvollen und furchteinflößenden Schrecken ein bisschen zu nehmen!
Denn im Endeffekt ist es kein Hexenwerk, sondern nur eine Prüfung, wie das Abitur.
Ein Chance zu zeigen, was ihr könnt!
"Dafür muss man erstmal was können!" würdet Ihr jetzt sagen.
Ganz rational gesehen:
In der schriftlichen Prüfung werden Fragen auftauchen, die ihr noch nie gesehen habt. Aber ihr habt die Altfragen gekreuzt. Und die Themen werden dieselben sein.
Mir hat es immer geholfen, "bedarfsgerecht" zu lernen. Die Themen, die immer und immer wieder gefragt werden, die lerne ich etwas ausführlicher, dann habt Ihr bei der nächsten Frage dazu auch ein Erfolgserlebnis!

Auch hier gibt es wieder verschiedene Lerntypen:

Bist du dieser Lerner? I....I....I...I...I.....I....I.....I.....
oder dieser Lerner? -----------------------------------

Man sollte sich vielleicht beim Lernen ein Schema überlegen, nach dem man vorgeht. Habe ich vor dem Physikum noch nicht gemacht, weil es mir noch nicht bewusst war, im Examen dann aber schon und es hat mir sehr geholfen.

Was sind das für seltsame Lerntypen?

I...I...I...I...I => das z.B. ist Katharina:
Wenn sie etwas lernt, dann richtig! Sie sucht sich spezielle Themen aus und geht in die Tiefe. Das dauert länger, aber danach hat sie es drauf!
Vorteil: Die gelernten Themen kann sie abhaken, das kann sie nämlich und wird es beim Kreuzen auch merken! Die gelernten Themen sind diese "I".
Nachteil: Sie muss sich auf Themen konzentrieren und andere ausblenden. Sie kann nicht alles auf einmal richtig gut lernen. Die ausgelassenen Themen (das sind anfangs nicht wenige) sind diese "."
Wenn richtig viel Zeit ist und Katharina eine gute Ausdauer hat, geht ihr Plan auf. Wenn´s eng wird, muss sie Mut zur Lücke haben oder auf das andere Schema umsteigen.

------------------- => das hier z.B. ist Thomas:
Thomas möchte den Überblick fürs große Ganze nicht verlieren. Er nimmt sich ein großes Thema vor und versucht, eine Struktur zu erkennen. Er setzt sich im ersten Schritt mit jedem Unterthema oberflächlich auseinander, verdeutlicht sich die Unterschiede, macht eine Tabelle. Er lässt kein Unterthema aus, aber das Kleingedruckte überfliegt er nicht einmal. Das kann er machen, wenn später noch Zeit ist. Dann kann er sich eingehender mit den einzelnen Unterthemen beschäftigen.
Dieses hier "-" bedeutet das flächendeckende, oberflächliche Lernen.
Vorteil: Eigentlich kann Thomas zu jeder Frage etwas sagen. Das ist besonders in der Mündlichen hilfreich! Und in der Schriftlichen kann er zur Not ein paar Sachen ausschließen, wenn´s etwas spezieller wird. Er hat den Überblick und vielleicht auch eher das Gefühl, ein Thema "verstanden" zu haben (beruhigt auch!)
Nachteil: Wenn keine Zeit bleibt, genauer auf die Einzelheiten einzugehen, besitzt Thomas im Extremfall nur "gefährliches Halbwissen". Damit wird er die Prüfung wahrscheinlich bestehen, aber kein 1er oder 2er Kandidat sein.

Ich bin übrigens auch eher ein Thomas. Als Katharina hab ich mich oft wirklich verloren in einem Wust von Büchern und hatte das Gefühl, niemals fertig zu werden.
Ich habe im Studium die Erfahrung gemacht: Ich liebe Tabellen. Tabellen und eigene Schemata, die ich dann auch wirklich verstehe.
Besonders vor dem Physikum war ich geneigt, zu sagen: "Kapier ich nicht. Egal. Ich merke es mir jetzt einfach so." Manchmal geht es auch wirklich nicht anders.
Aber ihr solltet euch bewusst machen: Dinge, die man versteht, nehmen keinen "Merkplatz" weg. Die stecken gut verankert im "Netz des Verstehens". Und der "Merkplatz" ist wirklich sehr begrenzt! Da sollte man nur das unterbringen, was sich auf Biegen und Brechen nicht in das "Netz des Verstehens" einbauen lässt.

Im Nachhinein geschrieben: Wer keine Nerven hat, sollte den folgenden Absatz nicht lesen.
Das sind nur meine philosophischen Ausbrüche!
(Kommen wir zurück zum Physikum und zu "Eurem Können".
Können ist kein Gefühl, sondern ein Zustand.
Euer Gefühl jammert euch vor: "Ich kann niiiichts!", aber das Gefühl ist nur die Angst vor der Prüfung, nicht mehr und nicht weniger, und korreliert nicht mit dem Grad des Könnens.
Ja, ihr habt recht: Je mehr ihr euch selbst beweist, dass ihr etwas "könnt", z.B. wenn ihr richtig gut kreuzt, desto besser wird das Gefühl. Die Angst wird kleiner, man ist etwas erleichtert, weiß, dass man gut gelernt hat.
Teilweise kann die Angst aber auch das Wissen überdecken.
Wer kennt nicht das Gefühl, alles wieder vergessen zu haben, was man am Anfang gelernt hat?!
Das ist ein schreckliches Gefühl! Als müsste man jetzt noch mal ganz von vorne anfangen.
Aber das Gehirn ist ein tolles Organ! Wir sind jung und gesund und haben keine Löcher im Gehirn.
Und wenn wir in der Situation stecken und das Wissen brauchen, sucht es uns das Gehirn manchmal wie von selber heraus. Ist euch das nicht auch schonmal aufgefallen?
Ihr kreuzt eine Frage nach "Bauchgefühl", weil ihr denkt: "Das muss es sein!" und es ist richtig?)

Lange Rede, kurzer Sinn:
Wenn ich mir ein Schema überlegt habe, nach dem ich lerne, und es auch durchgezogen habe, täuscht mir meine Angst vor der Prüfung immer vor, trotz monatelanger Arbeit nichts zu können.
Da hilft es nur, dem Gefühl ganz rational zu erwidern: "Kann ja gar nicht sein, ich habe ja gelernt, also kann ich auch etwas!"

Um wieder etwas praktischer zu werden:
Ihr sitzt in der schriftlichen Prüfung, ganz auf euch gestellt. Du, dein Stift, dein Radierer, deine Fragen, dein Lösungsbogen. (by the way: nicht vergessen, rechtzeitig zu übertragen. Kann übel ausgehen!)
Du musst nicht -wie im Abi- einen 20-seitigen Aufsatz produzieren. Praktisch gesehen musst du eigentlich nur Kreuze produzieren. Dafür werden die Klausuren in der Medizin auch oft belächelt, ganz zu Unrecht! Denn ein Kreuz an der falsche Stelle kann auch oft "das Verderben" bedeuten.
(Sorry, ich bin heute leicht dramatisch!)
Ihr wisst ja, wie es läuft, habt es tausend Mal gemacht und auch tausend Mal bestanden:
Entweder die richtige Antwort wissen, sonst ausschließen -so viel wie möglich- und am Ende die Antwort ankreuzen, die am wahrscheinlichsten ist.
Und die Antwort zu finden, die am wahrscheinlichsten ist, bedeutet, die Gedanken des IMPP zu lesen! Darin ist man nach dem Studium Meister! Wer es sich noch nicht bewusst gemacht hat:
- Antworten, in denen "immer" vorkommt, sind fast immer falsch
- Antworten, in denen "nie" vorkommt, sind auch fast nie richtig
(In der Medizin ist alles möglich, deshalb!)
- wenn in einer Aussage "kann" vorkommt, ist diese ziemlich nahe dran, die richtige Antwort zu sein.
(denn in der Medizin gibt es wenig, was NICHT sein kann)
Vielleicht fällt mir demnächst noch mehr ein... oder euch! Dann gerne posten! :)

Jedenfalls gibt es einen Regelkreis:
Bleibt dran, lernt gut - das beschert euch Erfolgserlebnisse beim Kreuzen und mindert die Angst vor der Prüfung - mit weniger Angst in der Prüfung kann das Hirn ungehemmter arbeiten und ihr kommt selbstsicherer rüber - das hilft euch, zu bestehen und sogar gut zu bestehen.
Der Schlüssel ist also meiner Meinung nach das Lernen, auch wenn man schrecklichste Prüfungangst hat! Das große böse P kann besiegt werden!! :)

Vor allem verliert bei allem nicht den Spaß an der Medizin, denn die Medizin ist toll, und das werdet ihr erkennen, wenn ihr im medizinischen Schlaraffenland (der Klinik) seid und wieder ein Leben habt, auch wenn es jetzt noch komplett unmöglich erscheint!


Liebe Leser, etwas Rückmeldung würde mir helfen:
ist euch der Artikel zu philosophisch/theoretisch gewesen? Hat euch irgendwas geholfen - wenn ja, was? Dann kann ich in den nächsten Artikeln auf Eure Wünsche eingehen.

Und was mich natürlich auch interessiert:
Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Habe ich Eurer Meinung nach Quatsch erzählt?
Habt ihr noch Tipps fürs Physikum? Seid ihr eine Katharina oder ein Thomas? :D

Dienstag, 17. Juni 2014

Update

...jetzt werde ich zur Abwechslung ein bisschen an meiner Doktorarbeit kritzeln, aber morgen schreibe ich über:

das große böse P-Wort!
(oder auch: das, dessen Namen nicht genannt werden darf!)

...Keine Ironie, es ist wirklich furchteinflößend!
Schwer zu erraten, was es ist? ;)

Die Geschichte von den Strebern und den Coolen

Zu Anfang des Studium hat jemand eine Rede gehalten... leider weiß ich nicht mehr, wer es war.
Den Inhalt dieser Rede habe ich bis jetzt nicht vergessen, weil ich ihn so toll fand und er sich tatsächlich als wahr herausgestellt hat. Das gilt übrigens für jedes Studium, nicht nur für die Medizin!
Deshalb möchte ich ihn jetzt mit Euch teilen:

In der Schule -das kennt jeder- werden Grüppchen gebildet.
Und unausgesprochene "Titel" vergeben.
Es gibt:
- die Coolen
- die Streber
- die Party-Macher
- den Klassenclown
- die Ruhigen, Unauffälligen

Jeder wird, ob er will oder nicht, in eine Schublade gepresst.
Die "Coolen, die Party-Macher oder vielleicht auch der Klassenclown" waren wahrscheinlich mehr als zufrieden in den Rollen und haben fleißig an ihrem Image gearbeitet.
Aber wer ist schon gerne freiwillig "der Streber"? Es gibt nur wenige Leute in dem Alter, die zu solch einer Bezeichnung stehen können!

Wenn du aus der Schule gehst und in die Uni kommst, verändert sich vieles. Eigentlich alles. Du fängst ein neues Leben an.
Keiner kennt dich so, wie du früher warst. Das eröffnet Chancen:
Der Streber nimmt sich vor, ab jetzt ordentlich einen drauf zu machen und zu "den Partymachern" zu gehören.
Aber Pustekuchen! "Die Partymacher" gibts hier nicht.
Ab jetzt wird jeder von Euch:
grundsätzlich erstmal "cool" sein, weil er zum Kreis der Soundso-Studenten dieses Jahrgangs gehört!
vor den Klausuren bis spät in die Nacht lernen, als wäre er immer schon der größte Streber gewesen!
nach bestandenen Prüfungen mit allen anderen richtig abfeiern!
Jeder wird in den nächsten Jahren Phasen haben, in denen es nicht so gut läuft und in denen man sich etwas zurückzieht. Aber genauso wird es Momente geben, in denen man sich in seiner Lerngruppe pudelwohl fühlt und man einen Witz nach dem anderen reißt!

Und keiner wird auf die Idee kommen, euch aufgrund eures Benehmens in eine Schublade stecken zu wollen.

Im Studium seid Ihr die Streber, die Coolen, die Partymacher - alles gleichzeitig!

Montag, 16. Juni 2014

Warum das Abi nichts mehr wert ist...

Ich habe gerade einen interessanten Artikel entdeckt, der auch zu unserem Thema passt:
http://studiblog.net/2014/06/16/warum-das-abi-nichts-mehr-wert-ist/

Was sagt ihr dazu?

Meine Meinung:
Ich verstehe das Problem, aber ohne diese "Durchlässigkeit" wäre ich jetzt keine Ärztin. Ich glaube zwar nicht, dass es der Gesellschaft mit mir als Ärztin besser geht, aber bestimmt auch nicht schlechter. Solange es "den Ärztemangel" gibt.
Ich glaube, eine mögliche Lösung des Problems wäre, des NC als einziges Auswahlkriterium abzuschaffen.
In dem Artikel steht: "Mal ehrlich, wird jeder mit einem 1.0 ‘ler Schnitt ein guter Arzt? Oder ein guter Manager?" 
Das ist nämlich ganz sicher nicht so! Aber dazu müssten die Unis oder die ZVS sich die Mühe machen und die Studenten anschauen und mit ihnen sprechen. Erst dann können sie feststellen:
- warum jemand Medizin studieren möchte (weil die Eltern das sagen?)
- ob jemand in der Lage ist, Patienten zu untersuchen, oder schon beim Händeschütteln rot wird und am liebsten rausrennen würde
- ob jemand seinen Studienplatz zu schätzen weiß oder keinen Plan hat, was er mit seinem 1,0er Abi anstellen soll und nach einem Semester zu BWL wechselt, nachdem er gemerkt hat, dass man als Arzt doch nicht mehr reich wird.

...und ob jemand von seinen Eltern in allen unangenehmen Situationen unterstützt wird :D


Präp-Kurs: Leichen aufschnibbeln?

"Im Medizinstudium musst du im Leichenkeller an toten Menschen rumschnibbeln! Meinst du, du kommst damit zurecht?!"
Das waren die Bedenken, die meine Mutter bezüglich des bald anstehenden ersten Semesters äußert. Und zugegebenermaßen, in dieser Umschreibung hört sich das auch ziemlich spooky an.
Tatsächlich ist oft die erste Frage, wenn Ihr euch mit Studenten anderer Fächer unterhaltet: "Wie ist denn dieser Präp-Kurs? Muss man da wirklich Leichen aufschneiden?!"
Dann könnt Ihr euch entweder ne Frankenstein-Story ausdenken, um die Sensationslust zu befriedigen, oder Ihr antwortet wahrheitsgemäß: "Das einzige, was an dem Kurs spooky ist, sind die monatlichen Testate, deren Ergebnisse hauptsächlich von der Laune der Prüfer abhängen."

Denn so stellt sich meine Mutter (und wahrscheinlich auch viele andere) den Präparier-Kurs vor:
Ein gruseliger alter Professor mit wirrem Haar, schiefen Zähnen und Buckel, gefolgt von einem Grüppchen verängstigter Studenten steigt eine alte Kellertreppe herab und bleibt vor einer großen Eisentür stehen. Der Geruch von Verwesung hängt in der Luft. Der Alte klappert mit seinem Schlüsselbund, um endlich den richtigen Schlüssel zu finden, und schiebt die große Tür mühsam auf. In der Ecke liegt auf einer alten Trage die Leiche einer in der letzten Nacht ermordeten jungen Frau. Daneben ein Tisch mit verrosteten, seltsam geformten Instrumenten, von denen jeder Student eines in die Hand gedrückt bekommt. Der Professor selbst macht bei schummrigem Licht den ersten Schnitt. Blut quillt aus dem weißen Fleisch...

:D
Ok, wer meinen Phantasieausbruch bis hierhin überstanden hat, wird jetzt erfahren, wie der Präp-Kurs wirklich abläuft!

Im ersten Semester gibt es einen Kurs, der sich "Anatomische Propädeutik" nennt. Das ist zumindest in Bonn so, ich denke aber, dass es diesen Kurs überall gibt. Das wäre zumindest sinnvoll, denn hier lernt man von einem Studenten aus einem fortgeschritteneren Semester anatomische Grundlagen. An einem Kurstag, der vorher vereinbart wird, dürfen die Propädeutik-Studenten sich die Leichen aus dem Präp-Kurs-Semester anschauen, bevor sie im nächsten Jahr selber dran sind.
In der Uni Bonn nennt sich das Gebäude, in dem sowohl die Hörsäle als auch der Präp-Raum sind, die "Anatomie". Dort findet fast die gesamte Vorklinik statt.

Ihr seht, es ist ein neues, helles Gebäude mit großen Fenstern. Und der Präp-Kurs findet auch nicht in einem kleinen Kellerraum statt, sondern fast in der gesamten oberen Etage. Es sieht alles sehr hell, sauber und neu aus. Man läuft erst durch einen Waschraum, dann kommt man in den Präpsaal, in dem unter großen Lampen solche Tische (ähnlich wie im OP) stehen.
Liegen die Leichen schon auf den Tischen, dann sind sie mit einem weißen Tuch zugedeckt, wenn keiner daran arbeitet.
Und stinken tut´s auch nicht, außer vielleicht nach Formaldehyd, denn darin sind die Leichen schon eine ganze Weile eingelegt. Der Geruch geht allerdings auch irgendwann auf die Nerven, weil man das Gefühl hat, das ganze Semester lang selbst danach zu riechen :)
Zu den Leichen: Eine junge ermordete Frau werdet ihr dort auch nicht finden, denn es gibt bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, wenn man Leiche in der Anatomie werden möchte. Man muss z.B. ein Mindestalter erfüllen. (Ich glaube, 70 Jahre oder so?) 
Wer interesse an ungeklärten Todesfällen hat, dem kann ich eine Famulatur in der Rechtsmedizin empfehlen! Soll wirklich sehr interessant sein, haben bei uns in Bonn einige gemacht. 
Zurück zum Präp-Kurs: Die Leichen sind also alt. Männlein und Weiblein gemischt. Man wird in Gruppen von ca 10 Leuten einer Leiche zugeteilt. Jede Gruppe hat einen Vorpräpper, das ist ein Student aus einem höheren Semester. 
Bevor es richtig losgeht, braucht Ihr natürlich Euer eigenes Präpbesteck und einen Kittel. Das gibt es beides in einer medizinischen Fachhandlung. Den gibts eigentlich in jeder Stadt, in der es eine medizinische Fakultät gibt und da könnt Ihr euch auch später euer Stethoskop usw. kaufen (In Bonn heißt der Laden Fassender"). Informiert euch vorher, welche Art von Präp-Besteck die Prüfer am liebsten haben, es gibt nämlich welches mit Holzgriff oder komplett aus Stahl, und das Ganze ist schön sortiert in einem Holzkästchen.
Was machen wir jetzt mit der Leiche? Ziel des Kurses ist es, möglichst alle "anatomischen Strukturen" und deren Verlauf darzustellen. Man schnippelt also nicht ziellos in der Leiche rum, denn das wirkt sich im nächsten Testat negativ auf die Ergebnisse der ganzen Gruppe aus, wenn eine Struktur dargestellt werden soll, die nicht mehr da ist. Es gibt ein Skript, in dem vorgegeben ist, was an dem jeweiligen Präp-Tag dargestellt werden soll.
Die Leichen sind insgesamt durch den "Einlege-Vorgang" ziemlich gelblich, und Blut fließt auch nicht mehr. Es ist also eigentlich eine ziemlich saubere, ästhetische Sache und zwischendurch kann man beinahe vergessen, dass es ein menschliches Bein ist, in dem man gerade mit seiner Nase fast drinsteckt!
Natürlich ist es seltsam, wenn das erste Mal das Tuch weggezogen wird. Für manche ist es das erste Mal, dass sie eine Leiche sehen. Mir war auch etwas mulmig, und manche mussten sogar kurz raus oder sind umgekippt. Auch der erste Schnitt ist noch komisch. Aber bald betrachtet man "seine Leiche" als "Kunstwerk": Man versucht, selbst die kleinsten Nervenenden klar freizupräparieren und freut sich, wenn man den ganzen Verlauf der Arteria femoralis dargestellt hat. Dabei teilen sich die Studenten relativ selbstständig an verschiedene Stellen der Leichen ein und arbeiten auch auf eigene Verantwortung. Der Vorpräpper ist aber immer dabei, und wenn er nett ist, hilft er richtig mit, fragt die Studenten ab und erklärt alles nochmal. 
Bis zum ersten Testat sollten nämlich die vorgegebenen Strukturen freigelegt sein. Notfalls muss man auch mal ne Sonderschicht einlegen.
Die Testate waren immer ziemlich nervenaufreibend. Man wird jedes Mal von einem anderen Prüfer befragt. Und dann gibt es je nach Prüfer verschiedene Möglichkeiten des Prüfens. Wir haben folgendes erlebt.
Möglichkeit 1:
Die Gruppe wartet im Waschraum. Einer nach dem anderen wird vom Prüfer an die Leiche gerufen, während der Rest der Gruppe sich am kleinen Fenster vom Waschraum zum Präpsaal die Nasen plattdrückt, um Mimik von Prüfling und Prüfer beobachten zu können. Je nachdem sinkt oder steigt dann der Adrenalinspiegel, bis man dann auch "endlich" dran ist.
Möglichkeit 2:
Die gesamte Gruppe steht um die Leiche. Einer nach dem anderen bekommt verschiedene Fragen vom Prüfer gestellt oder wird aufgefordert, Strukturen und deren Verlauf an der Leiche darzustellen.
Je nachdem kann es auch passieren, dass man ordentlich vor der gesamten Gruppe bloßgestellt wird.
Möglichkeit 3:
Der Prüfer schaut zu Hause in sein dickstes Spezial-Anatomie-Buch, sucht nach dem Kleinstgedrucktesten und denkt sich dazu eine Frage aus. Dann freut er sich auf den nächsten Tag, stellt diese Frage dem ersten Studenten in der Runde, nach sicherem Nicht-Beantworten der Frage gibt er diese weiter, bis am Ende alle durchgefallen sind. Alle gehen nach Hause. Der Prüfer freut sich. Die Studenten müssen zum Nachtestat.

Ich möchte Euch keine Angst machen. Meistens sind die Testate nett gewesen! Aber es gibt eben auch andere Fälle. Diese verdeutlichen, dass es kein bisschen an Euch oder daran, wie ihr gelernt habt, liegt, wenn Ihr mal ins Nachtestat müsst. Das passiert fast jedem einmal. Denn über das Semester verteilt sind es glaube ich 6 Testate! 
Es ist in der Vorklinik leider so, dass ein wenig "ausgesiebt" werden muss. Denn es gibt weniger Klinikplätze als Vorklinikplätze, und es wird darauf spekuliert, dass ein gewisser Anteil in der Vorklinik oder im Physikum durchfällt und dann "hängenbliebt". Ist aber auch nicht schlimm! Denn fast alle landen am Ende sicher in der Klinik und -schwups- im Hammerexamen und dann werden euch keine Steine mehr in den Weg gelegt. Man muss sich nur durchbeißen, nicht aufgeben und schön zu Hause im Prometheus blättern! 
Nach dem Präpkurs werden die Leichen natürlich noch beerdigt. Meistens findet eine gemeinsame Feier mit Beerdigung aller Leichen statt. Es kommen natürlich auch Angehörige und da man ein halbes Jahr lang fast jeden Tag mit der Leiche verbracht hat und Höhen und Tiefen erlebt hat, kommen die Studenten auch zur Beerdigung und spendieren auch einen schönen Kranz.
Ich finde, das ist ein würdiges "Ende" für den Kurs und vor allem für die Personen, die sich bereit gestellt haben, uns ihr Inneres erforschen zu lassen. Bei allem Ehrgeiz darf man nicht vergessen, dass es kein  "Kunstwerk" ist, an dem man bastelt, sondern ein Mensch.

Ich hoffe, dieser Post hat ein wenig Licht in das Dunkel des Präp-Kurses gebracht. Vielleicht wusstet ihr ja auch alles schon. Bitte kommentiert gerne, damit ich weiß, woran Ihr interessiert seid. :) 
Danke, Eure Chrissy