Donnerstag, 12. Juni 2014

Mythos

"Es wird schon seinen Sinn haben, dass Leute mit einem 2er Abi keinen Platz fürs Medizinstudium bekommen."
Gemeint ist: Die schaffen das sowieso nicht, weil sie eben keine Überflieger sind!

Kennt Ihr diese Aussage auch?
Ich lese sie auch jetzt noch häufig und sie wurde mir früher auch häufig eingetrichtert, wenn ich mit meinem Abi-Durchschnitt von 2,7 davon sprach, ein Medizinstudium zu beginnen.
Dabei ist diese Aussage ganz großer Käse!
Sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.
Theorie:
Der festgelegte NC eines Studiengangs korreliert null mit der "erforderlichen Intelligenz" der Studenten, sondern einzig und allein mit der Beliebtheit des Studiengangs.
Je mehr Abiturienten sich bewerben, desto strenger müssen die Zugangsvoraussetzungen sein.
Ihr sagt jetzt bestimmt: Hä? Warum will die das hier erklären? Das weiß doch jeder!
Fakt ist: es weiß leider nicht jeder!
Es gibt viele Abiturienten, die sich ihr Abi durch ungeliebte Fächer oder Lehrer versaut haben oder eben im Mündlichen nicht ganz so aufdringlich waren wie ihre Klassenkameraden und jetzt ausgeredet bekommen haben, es überhaupt "mit der Medizin aufzunehmen".
Praxis:
Ich bin auch eine von denen gewesen. In der Schule immer gut bis mittelmäßig, bloß nicht auffallen (weder positiv noch negativ), in manchen Fächern gerade mit einer 4 durchgekommen.
Das Einzige, was mich dazu gebracht hat, nach meiner Krankenpflegeausbildung nicht auf meinem Krankenschwestern-Hintern sitzen zu bleiben, sondern mich noch mal bei der ZVS zu melden, war:
"Ich wollte immer schon Medizin studieren und Ärztin werden. Kann sein, dass ich es nicht schaffe, weil ich nicht schlau genug bin. Aber wenn ich es nicht versuche, beiße ich mich in 20 Jahren in den Hintern. Ich habe ja nichts zu verlieren!"
Und so wurde ich eine Studentin. Und gar keine schlechte!
Nach den ersten Klausuren der Vorklinik, die ich wider Erwarten bestanden habe, fasste ich etwas mehr Selbstbewusstsein, entwickelte Lernstrategien (um die geht es später noch einmal) und sagte mir irgendwann: Wenn du dir etwas vornimmst und genug dafür tust, dann klappt es auch!
Und die Medizin ist eines der wenigen Fächer, in denen diese Aussage tatsächlich zutrifft.
Denn: Die Medizin liefert eindeutige Fakten. Die stehen in jedem Lehrbuch und sind weder eine persönliche Interpretation eures Profs noch müssen sie in mühsamer Denkarbeit hergeleitet werden.
Das heißt, das einzige, was ihr tun müsst, ist eigentlich das:
...Die Fakten schön säuberlich in euch rein stopfen!
Und dafür braucht man keine besondere Intelligenz, sondern Disziplin!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Studenten, die gut in der Schule waren und deshalb von ihren Eltern überredet wurden, doch Arzt zu werden, die ersten sind, die durchfallen oder das Studium schmeißen.
Diejenigen, die vielleicht jahrelang auf ihren Studienplatz warten müssen, oder auch die, deren eigener Traum es ist, Medizin zu studieren, und die sich gegen Eltern und Umwelt durchsetzen müssen... die freuen sich über einen schönen leckeren Bücherstapel und sind wesentlich disziplinierter im Stopfen!

Das Ziel dieses Artikels ist, auch unabhängig von der Medizin, die Aussage:
Tut das, woran ihr Spaß habt, denn darin werdet ihr auch gut und erfolgreich sein!

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